Trotzkopf vs. chronische Erkrankung
In meinem Beitrag vom 27.10.2024 habe ich geschrieben, dass mein Trotz stärker ist als meine Erkrankung. Leider muss ich das revidieren.
Nach jedem Hoch, das im besten Fall einige Wochen im Normalfall jedoch eher Tage anhält, folgt ein Tief von Wochen bis Monaten. So sehr ich will und dagegen antrotze, am Ende des Tages verliere ich. ME/CFS mit all seinen lieblichen Symptomen und eine dunkle Depressionswolke nehmen mich nach hellstem Sonnenschein in Empfang. Da hilft kein Jammern, Verwünschen oder Wüten. All das kostet nur Kraft, die ich in dieser Phase eh nicht habe.
Auch das große schlechte Gewissen, das ich einer reizenden und mehr als verständnisvollen Kundin gegenüber habe, hilft nicht, dass das in einer guten Phase in Auftrag gegebene Bild gemalt wird. Ich war damit nicht schnell genug und nun steht es wie ein stiller Vorwurf auf meiner Staffelei. Es macht mich noch deprimierter und zieht mich weiter in den Abgrund.
Ich wünschte es gäbe ein Medikament, das einem beibringt mit dem Wechsel von Helligkeit zu Dunkelheit umzugehen, doch das gibt es nicht. Natürlich weiß ich, dass es irgendwann wieder besser wird, doch das Wissen darum hilft mir gerade nicht, denn im Moment überwiegen die Verzweiflung und wahrscheinlich auch eine große Portion Selbstmitleid. Das Problem ist, ich weiß um die vielen Ideen, die ich in der guten Phase notiert habe, ich sollte mich einfach auf die nächste gute Phase freuen, doch es klappt nicht. Im Moment sehe ich nur Nebel der mich klebrig festhält.
Ich muss mich damit abfinden, dass ein normales Leben mit einer chronischen Erkrankung nicht möglich ist, doch wie soll das funktionieren. Ich möchte doch all die Dinge tun, die mir wichtig sind. Ich will Aufträge annehmen, Malen, Fotografieren und Posten. Der Welt zeigen, dass es mich gibt. Doch stattdessen liege ich unfähig, etwas davon zu tun im Bett, betrachte die Maserung der Decke und versuche mich auf das nächste Hoch zu fokussieren.
Das große Zauberwort ist Geduld und wenn ich eins nicht habe, dann ist es das...
Liebe Ursula, ich selbst kann keinen Trost spenden, gesundheitlich fühle ich mich wie ein Vogel, dem man die Flügel gestutzt hat. Ich versuche geduldig zu sein, seit vielen Jahren, und nichts anderes kann ich weitergeben, als Geduld, als Rücksicht auf sich selbst. Seien Sie umarmt. Brigitte auf fb Brigit Te
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