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Es werden Posts vom Februar, 2021 angezeigt.

Selbstwert verzweifelt gesucht

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Schüchternes Mädchen, perfekte Hausfrau, anmutige Tänzerin, vorzeigbare Gattin, eloquente Karrierefrau, kreative Alleskönnerin, Motorradfahrerin auf der Rennstrecke, draufgängerische Sportwagenbezwingerin, unerschütterlicher Katastrophendienst, Krankenpflegerin, Beraterin und Reisende. All das war ich in den letzten Jahren. Selbstwert durch Leistung und das perfekte Ausfüllen von Rollen, die der Außenwelt gefallen, war mein Lebensinhalt. Dass jeder Mensch per se einen Wert hat, einfach nur weil er existiert, war für mich eine nette Theorie, die jedoch nicht auf mich anzuwenden war/ist. Jede Version meiner selbst wurde durch unerbittliches Training, Ausbildungen, Schulungen oder Fachliteratur fundiert geschaffen. Stets vorhandene Ängste, aufzufliegen wurden durch Techniken bezwungen oder zumindest in einen nicht einsehbaren Käfig gesperrt. Die Außenwelt bekam nur das zu sehen, was ich anhand ihres Anforderungskataloges erschaffen hatte. Recht schnell begann mein Körper gegen diese...

Kakophonie und Körperkrempel

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Die Heizung tickt und rauscht. Der Kühlschrank surrt und der Wasserhahn tropft. Eine Waschmaschine im Keller, zwei Stockwerke unter mir, startet ihr Schleuderprogramm. Der Kater putzt sich ausgiebig im Takt der Musik die aus Nachbars Haus zu mir dringt. Es ist früh am Morgen und unser Ort ist offensichtlich wach. Auf dem naheliegenden Hof eines Bauern läuft ein Generator. Ein anderer Nachbar sägt und unsere Postdame fährt mit ihrem E-Auto leise surrend vor. Auch die restlichen Bewohner in unserem Haus sind aktiv. Ich höre ihre Stimmen, das Klappern von Geschirr, einen Staubsauger und das Rauschen eine Dusche. Das Haus ist sehr gut gedämmt, doch das hindert meine Ohren nicht an der Geräuschaufnahme. Mein Tinnitus singt und brummt fleißig vor sich hin. Ebenso fleißig springt die NAS-Festplatte im Gang mit Sicherungskopien an und verkündet mit lautem Surren und Vibrieren, dass sie brav ihre Arbeit erledigt. Alles Dinge, die ein gesunder Mensch, wenn überhaupt, nur unter höchs...

Das Leben geht ohne mich weiter, ich habe Angst

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Ich habe grauenvolle Angst. Angst zu verschwinden, mich aufzulösen und nicht mehr Teil des Lebens zu sein.  In jeder schweren Erschöpfungsphase, in der ich nichts kann, ausser komatös vor mich hin zu vegetieren, dreht sich die Welt weiter und die Zeit verrinnt. Alles ist im Wandel und voller Entwicklung, während ich erstarre. Wenn ich dann - nach Stunden, Tagen, oder Wochen - endlich wieder auftauche, ist alles anders. Mein vorher vorhandener Platz ist so nicht mehr vorhanden.  So funktioniert die Welt nun mal: Ein brachliegender Garten wird von Tieren und Pflanzen besiedelt. Ein Arbeitsplatz wird bei einem längeren Ausfall anderweitig besetzt oder die Aufgaben werden zumindest anderweitig verteilt. Dinge, die nicht mehr präsent sind, werden nach und nach vergessen, so auch Menschen.  Mein Platz im Leben wurde nicht freigehalten, warum auch. Man wusste ja nicht, was mit mir ist. Plötzlich war ich nicht mehr in der Lage am “normalen“ Leben teilzunehmen. Ich konnte nicht ...

Wie ein Aufkleber mich aus der Bahn wirft...

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Heute ist ein guter Tag. Ich habe nur leichte Kopfschmerzen und mein Energieakku scheint sich ein bisschen aufgeladen zu haben.  Sofort beginnt der Antreiber in mir den Tag mit liegengebliebenen Aufgaben zu verplanen. Als mir dies bewusst wird, stoppe ich ihn sofort. Ich werde ihm heute nicht die Oberhand überlassen, sondern achtsam und vorsichtig mit meinen Kräften haushalten.  In Etappen und mit Pausen mache ich mich fertig. Nach einer weiteren Pause sortiere ich die Schmutzwäsche, welche ich nach einer noch längeren Pause zur Waschmaschine in den Keller bringe. Beim Zurückkehren in die Wohnung sammle ich noch schnell die Post ein.  An meiner Formulierung “noch schnell“ erkenne ich - leider erst im Nachhinein - das erste Warnzeichen.  Auf dem Weg in den ersten Stock überfliege ich die Post. Schlagartig wird mir übel, mein Herz beginnt zu rasen, währen es in meinen Ohren rauscht und pfeift.  Ich hatte vor drei Wochen für einen Herrn in Amerika eine ...